Das titelgebende „Black Rabbit“ – auf Deutsch: schwarzes Kaninchen – ist der Name eines noblen Restaurants samt angeschlossener Bar in Manhattan. Oder besser: der Name eines der derzeit angesagtesten Schuppen von ganz New York. Hier speisen und feiern VIPs und coole Nachtschwärmer, und hier geraten auch zwei ungleiche Brüder in Teufels Küche. Zu Beginn der ersten Folge hält Jake Friedken (Jude Law, bekannt als Watson in der Serie Sherlock Holmes und als Dumbledore in Phantastische Tierwesen) in seinem sich über drei Stockwerke erstreckenden Lokal gut gelaunt eine feierliche Ansprache vor illustrer Gästeschar: „Als wir die Vision von diesem Ort hatten, wollten wir nie, dass es nur ein Restaurant wird. Unser Traum war ein Raum für unsere Familie, unsere Freunde, unsere Community. Ein Ort, an den man für einen Drink und eine Zigarette kommen kann oder für den besten Burger in New York. Ein Ort, wo dich die Nacht in jede Richtung führen kann.“ Kaum dass er den letzten Satz vollendet hat, nimmt die Sache auch tatsächlich eine überraschende Wendung: Zwei maskierte Männer stürmen herein und verlangen von den Anwesenden die Herausgabe sämtlicher Wertgegenstände. Dabei fuchteln sie mit Waffen herum, Schüsse fallen. Als nächstes folgt ein Zeitsprung zu den Ereignissen, die sich einen Monat früher abgespielt haben. Wir sehen, wie die Belegschaft des Black Rabbit komplett aus dem Häuschen ist, weil sich eine einflussreiche Restaurantkritikerin der New York Times angesagt hat. Wir erfahren, dass Jake Pläne wälzt, an einen noch weitaus exklusiveren Standort zu übersiedeln. Und wie alles aus den Fugen gerät, als unerwartet Jakes Bruder Vince (Jason Bateman, Ozark, Air: Der große Wurf) nach drei Jahren wieder in die Stadt kommt. Der verschlagene, nicht uncharmante Chaot und Träumer, der das Black Rabbit einst gemeinsam mit Jake gründete und mit ihm gemeinsam auch in einer Band spielte (die auch schon Black Rabbit hieß, und bei der Jake der Sänger und Vince der Drummer war), ist spielsüchtig und hat einen Berg von Schulden angehäuft. Er steht ausgerechnet beim taubstummen, wenig zimperlichen Kredithai Joe Mancuso (Troy Kotsur, Oscar 2022 für Coda) bzw. eigentlich bei dessen nicht besonders hellem Sohn Junior (Forrest Weber) mit 140.000 Dollar in der Kreide – und bringt damit nicht nur seinen Bruder, sondern auch seine Tochter, eine Tätowiererin, in große Gefahr …
Die Idee zur Miniserie, die um Themen wie familiäre Loyalität, Bruderzwist und Verrat kreist, stammt von Zach Baylin – der für das Skript zu „King Richard“ 2021 eine Oscarnominierung erhielt – und Kate Susman. Bei den ersten beiden Folgen saß Jason Bateman selbst auf dem Regiesessel, zwei weitere wurden von seiner einstigen „Ozark“-Partnerin Laura Linney in Szene gesetzt, ebenfalls zwei von Justin Kurzel, dem Regisseur von „Assassin’s Creed“, „The Order“ und „The Narrow Road to the Deep North“.
Das Ergebnis ist ein handwerklich durchaus ansprechendes Thrillerdrama, das interessante Blicke aufs pulsierende New Yorker Nachtleben gewährt, allerdings etwas überfrachtet wirkt und teilweise recht klischeehaft und allzu vorhersehbar daherkommt. Am interessantesten ist das komplizierte Verhältnis zwischen den beiden unterschiedlichen Brüdern, die von Jude Law und Jason Bateman auch stark verkörpert werden.
