Nachbarn können zur Qual werden, besonders, wenn sie reiche Mörder sind. Wobei die Sache mit dem Mord in diesem Fall nicht so eindeutig ist. Aber von Anfang an: Die berühmte Autorin Aggie Wiggs (Claire Danes) wohnt nach ihrer Scheidung und dem tragischen Unfalltod ihres Sohnes alleine in einem Riesenhaus in einer reichen Nachbarschaft.
Publiziert hat sie schon lange nichts, das Nachfolgebuch zu ihren einstigen Bestseller-Memoiren kommt nicht in die Gänge. Da zieht im schicken Anwesen neben ihr der reiche Immobilienmogul Nile Jarvis (Matthew Rhys) mit seiner zweiten Frau Nina (Brittany Snow) ein. Jarvis‘ erste Frau verschwand vor Jahren unter mysteriösen Umständen, er selbst wurde zum Hauptverdächtigen. Bis heute ist der Fall ungeklärt, und er wird das Image des potenziellen Mörders nicht los. Als er eine Laufstrecke durch den angrenzenden Wald errichten will, verweigert Aggie ihre notwendige Zustimmung. Es kommt zu einem gemeinsamen Mittagessen samt lukrativen Überredungsversuchen. Nile ist einnehmend, charismatisch und stellenweise angsteinflößend. In Aggie beginnt die Idee zu keimen, ihn zum Thema ihres nächsten Buches zu machen. Er könnte damit sein Image aufpolieren und seine Seite der Geschichte erzählen, sie endlich ihre Schreibblockade überwinden. Trotz großer Skepsis sagt Nile zu, auch, weil ihm imponiert, dass Aggie ihm intellektuell ebenbürtig ist.
Für ihr Buchprojekt, aber auch, weil sie sich nicht sicher sein kann, ob Nile nicht doch ein kaltblütiger Mörder ist, beginnt Aggie nachzuforschen und gerät immer tiefer in die Welt des undurchsichtigen Unternehmers. Noch bevor sie die Idee für das Buchprojekt mit Nile teilt, klopft mitten in der Nacht der FBI-Agent Brian Abbot (David Lyons) an der Tür und warnt sie eindringlich vor Nile. Verkompliziert wird die Situation nicht nur durch Abbots eigene Vergangenheit mit Nile, sondern auch durch dessen Mega-Bauprojekt mit seinem Vater Martin (Jonathan Banks, „Better Call Saul“), sowie Ninas berufliche Verstrickungen mit Aggies Ex-Frau Shelley (Natalie Morales) …
Trotz der vielen Nebenfiguren ist die achtteilige Miniserie im Kern das fulminant gespielte und clever konstruierte Duell zweier Top-Serienstars. Claire Danes hat in ihrer Karriere bereits drei Emmys und vier Golden Globes gewonnen, u.a. als Hauptdarstellerin der Thrillerserie „Homeland“. Matthew Rhys wiederum erlangte an der Seite seiner jetzigen Partnerin Keri Russell, die gerade ebenfalls auf Netflix mit der dritten Staffel von „Diplomatische Beziehungen“ für Furore sorgt, in der Spionagethrillerserie „The Americans“ Bekanntheit und wurde für die finale Staffel mit einem Emmy ausgezeichnet. Für Danes ist „The Beast in Me“ ein Wiedersehen mit „Homeland“-Schöpfer Howard Gordon, der hier als Showrunner fungiert. Die Beziehung von Nile und Aggie bleibt dank des Darsteller-Duos wunderbar ambivalent. Die anfängliche Abneigung weicht Bewunderung und einer Mischung aus Freundschaft und Hass. Während Nile immer perfider in Aggies Privatleben eindringt, deckt sie seine Vergangenheit auf. Wer wirklich das Biest in sich trägt, ist natürlich komplexer als gedacht.
