Wie ein Riesenhirn sieht sie aus, die streng geheime, ultrateure und bahnbrechende KI des Unternehmers Cameron Beck (Tom Hollander). Doch der hat ein Problem: Sein Megaprojekt namens Charlie schläft. Seit deren Erfinder Jensen (Kristofer Hivju) scheinbar den Verstand verloren hat und auf die Technologie losgegangen ist, hat Beck den Zugriff verloren. Denn den Zugangscode hat Jensen jede Woche geändert und in komplizierten Rätseln in seinem Tagebuch verpackt. Davon ahnt die geniale Code-Knackerin Iris Nixon (Niamh Algar) noch nichts, als sie an einem Online-Rätsel teilnimmt und am Zielort in Florenz auf Beck trifft, der sie anheuern will, den Code zu entschlüsseln. Angekommen in seinem geheimen Labor in den Bergen, das aussieht wie das Hauptquartier eines Bond-Bösewichts, wird Iris langsam klar, dass die KI viel zu mächtig und daher potenziell gefährlich ist. Also stiehlt sie das Tagebuch mit den Aktivierungsschlüsseln und wird fortan von mehreren Parteien quer durch Italien gejagt. Denn Cameron hat sich für die Umsetzung von Charlie bei zwielichtigen Investoren Geld geborgt – und mit denen will er es sich lieber nicht verscherzen.
Den Start verhaut "The Iris Affair" komplett, selten sah man einen so konfus erzählten und inszenierten Serienauftakt. Die Geschichte beginnt mit einem bedeutungslosen „Cold Open“, bevor die Handlung zwischen zwei Zeitebenen hin und herspringt und dabei nur verwirrt anstatt Spannung aufzubauen. Aber es wird besser, auch wenn die Anfangsszene erst am Ende von Folge 3 aufgelöst wird. Wer der Serie Zeit gibt, erhält einen soliden Thriller, der Spionageelemente, Actionszenen und eine Rätselstory à la "Das Vermächtnis der Tempelritter" bietet, sich aber keinem Genre so richtig hingibt. Alles bleibt unkonkret und an der Oberfläche, erst nach mehreren Folgen versucht die Serie von "Luther"-Schöpfer Neil Cross überhaupt, einem die Figuren näherzubringen. So laufen gerade am Anfang viele Szenen ins Leere, Motive und Handlungen wirken aus der Luft gegriffen. Schade, denn der Kern stimmt. Niamh Algar ("Raised by Wolves") und Tom Hollander (gerade in "Monster" S3 auf Netflix) liefern sich, wenn sie gemeinsame Szenen haben, sehr unterhaltsame Wortgefechte, und die Thematik um reiche Unternehmer und übermächtige technologische Erfindungen ist angenehm aktuell. Da frustriert es umso mehr, dass Potential und Setting über weite Strecken verschenkt sind.




