Erinnern Sie sich noch an die Serie „Matlock“? Der vom US-Sender NBC produzierte Justizkrimi lief von 1986 bis 1995 und brachte es in neun Staffeln auf stolze 195 Episoden. Die Prämisse ist so simpel wie effektiv: Im Mittelpunkt steht der in Atlanta lebende Strafverteidiger Benjamin Leighton „Ben“ Matlock – verkörpert von Andy Griffith. Als solcher wird der Witwer meist mit der Verteidigung eines Unschuldigen beauftragt, deckt mit schlagkräftiger Hilfe seiner Mitarbeiter die Wahrheit auf und paukt seine Mandanten so immer frei. Strukturell erinnert „Matlock“ dabei an einen anderen Serienklassiker: „Perry Mason“ (1957-1966). Fast vier Jahrzehnte nach dem Original gibt’s nun eine vom US-Sender CBS produzierte Neuauflage. Im Mittelpunkt steht Madeline „Matty“ Matlock (Kathy Bates), eine pensionierte Anwältin, die beschließt, wieder in den Beruf einzusteigen. Unter dem Vorwand, eine verwitwete Anwältin zu sein, die wegen finanzieller Troubles und dem Verlust ihrer Tochter Ellie mit 75 wieder arbeiten muss, schleicht sie sich in eine Sitzung der angesehenen New Yorker Kanzlei Jacobson Moore ein: „Tut mir leid. Da ging wahrscheinlich mein Temperament mit mir durch. Ich bin Matty für meine Freunde. Voller Name Madeline Matlock. Ja genau – Matlock – wie in der bekannten Fernsehserie! Das musste ich mir natürlich in der Zeit damals dauernd anhören: ‚Sie sind Anwältin wie Matlock?‘ Und jedes Mal hab ich sie korrigiert. ‚Hey, der tut doch bloß so. Ich bin eine richtige Anwältin.‘ Aber was soll ich sagen? Man kann nur bis zu einem gewissen Grad protestieren, damit einen nicht alle für verklemmt halten. Also hab‘ ich die Leute einfach reden lassen und geantwortet: ‚Ja, ich bin Anwältin – genau wie Matlock‘“. Mattys charmante Unverschämtheit beeindruckt die Kanzlei-Chefs um Howard (Beau Bridges) und Julian Markston (Jason Ritter), die sie prompt einstellen. Sie teilen die erfahrene Gerichtssaalveteranin Julians Frau Olympia (Skye P. Marshall) zu, die, wie sich herausstellt, dabei ist, sich von Julian scheiden zu lassen. Deren Skepsis Matty gegenüber verfliegt schon bei ihrem ersten gemeinsamen Fall, bei dem sich Mattys unauffällige Erscheinung und klugen Taktiken als überraschend hilfreich erweisen. Was die Markstons und Olympia nicht ahnen: Madeline Matlock ist nicht, wer sie vorgibt zu sein! In Wahrheit heißt sie Madeline Kingston, ist eine reiche Ex-Anwältin, die ein bestimmtes Ziel verfolgt: Sie will ermitteln, wer in der Kanzlei einst Beweise zurückgehalten hat, die vielleicht das Ableben ihrer Tochter durch Opioid-Überdosis hätte vereiteln können …
Die Neuinterpretation kommt wie eine typische US-Network-Serie daher – etwas glatt, aber auch kurzweilig: Woche für Woche stehen abgeschlossene, mit milder Gesellschaftskritik unterfütterte Fälle im Fokus. Matlocks geheime Mission zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Staffel. Das große Plus von Matlock ist aber Oscarpreisträgerin Kathy Bates („Misery“), die hier mit viel Verve agiert.