Was ist Liebe wert - Materialists

Was ist Liebe wert - Materialists

Beschreibung

Erwartungen sind tückisch. „Wenn die Dienstleistung, die ich dir anbiete, darin bestehen würde, einen Mann zusammenzubauen, könnte ich dir natürlich einen Mann mit allen Eigenschaften auf dieser Liste erschaffen. Aber das kann ich nicht, denn es handelt sich hier nicht um ein Auto oder ein Haus. Wir sprechen von Menschen“, muss Partnervermittlerin Lucy (Dakota Johnson) die Erwartungen ihrer Kunden schon einmal runterschrauben. Die einen wollen die eierlegende Wollmilchsau, die anderen die ewig junge Mitt-20erin. Da müsste man als Zuschauer fast erwarten, dass Lucy, gezeichnet von den Eigentümlichkeiten ihrer Kunden, im Datingbereich selber schon das Handtuch geworfen hat. Doch Drehbuchautorin und Regisseurin Celine Song möchte hier keine Geschichte erzählen, wie eine Karrierefrau zur Liebe und Demut erzogen wird. Mit diesem Retro-Ansatz ist der Romanzen-Markt in den letzten Jahrzehnten wahrlich überflutet worden. Vielmehr will sie es aus einem progressiveren Blickwinkel versuchen. Kann Liebe eine Bereicherung in unserem Leben sein? Und wenn ja, wie viel lenkbarer Eigennutz steckt drinnen?

Im Laufe von „Was ist Liebe wert“ kreuzen sich Lucys Wege gleich mit zwei Verehrern. Zum einen lernt sie auf einer Hochzeit den charmanten Bruder des Bräutigams, Harry (Pedro Pascal), kennen. Kultiviert, aus reichem Hause und ein wahrer Gentleman. Ein Einhorn, wie es in der Partnervermittlungsszene heißt. Zum anderen auch auf der Hochzeit als Kellner zugegen: John (Chris Evans), Lucys Ex-Freund und ein mittelmäßig erfolgreicher Schauspieler, der stets Geldsorgen hat und in einer WG wohnt. Während Lucy, die nur einen abgesicherten Mann mit der gleichen Liebe für Luxusgüter haben will, Harry zu daten beginnt, ist es jedoch John, mit dem sie Höhen und Tiefen überwindet, als eine ihrer Kundinnen eine traumatische Erfahrung machen muss …

Rezension: Unsere Kritik zum Film

Will Celine Song uns also sagen, dass Geld allein nicht glücklich macht? Kaum! Eine solch banale Floskel wäre ihrer auch gar nicht würdig. Immerhin war es Song, die 2023 mit ihrem Regiedebüt „Past Lives“ begeisterte. Jenem Film, in dem sie anhand einer erst nach Kanada und später New York emigrierten Südkoreanerin und ihrer Kindheitsliebe aus Seoul der Frage nachgeht, ob es so etwas wie parallele Leben gibt, in denen Lieben existieren können, die im Hier und Jetzt nur noch ein Echo aus der Vergangenheit sind. Doch während Nora und Hae-sung in „Past Lives“ nur in einer bittersüßen Blase des Erinnerns schwelgen können, während das Leben ihnen andere Herausforderungen aufhalst, vergeigt sich Song in „Was ist Liebe wert“ mit einer Hollywood-reifen Kitschsymphonie. Wenn ihr Argument war, dass das Leben meist andere Pläne hat und ein Partner wirklich kein Set an Baukötzen ist, das man beliebig aufeinanderstapeln kann, so ist dies leider nach hinten losgegangen. Vielmehr scheinen Lucys Optionen beizeiten zynisch: Dass sie nie einen perfekten Partner finden wird, sondern sich höchstens mit jemanden zufriedengeben wird, der ihre tiefsten, intrinsischen Bedürfnisse halbwegs befriedigen kann. Song beobachtet gekonnt die abstrusen Erwartungen der modernen Datingszene, die körperlichen Strapazen, die wir für „unser bestes Selbst“ in Kauf nehmen, und sie entwickelt auch eine kuriose Faszination für chirurgische Beinverlängerungen. Doch so nahbar „Past Lives“ war, so entrückt und auch ,weiß‘ wirkt nun das New Yorker Datingleben, das sie auf die Leinwand bannt. Eine Stimme, von der man nach ihrem Debüt vielleicht etwas mehr erwartet hätte.

Kinoprogramm

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