The Running Man

Beschreibung

Die USA als dystopischer Überwachungsstaat: Der gefeuerte Arbeiter Ben Richards (Glen Powell) hat ein mittleres Aggressionsproblem und begehrt gern auf, weil er ein großes Problem mit seiner kleinen Tochter hat. Die ist schwer krank und braucht teure Medizin – was Richards und seinesgleichen in den Apotheken bekommen, sind kaum wirksame Ersatzmittel. Und auch wenn seine Lebensgefährtin und Kindsmutter (Jayme Lawson) als Animierdame in einer Bar für die Reichen alles guibt, geht sich nichts Richtiges aus. Also beschließt Ben, sich für eine der an Zynismus und Brutalität kaum zu überbietenden TV-Shows casten zu lassen. Wegen seiner widerständigen Art und guter gesundheitlicher Werte ist er ideal für die Oberliga des Senders – die Show „The Running Man“. Senderboss Dan Killian (Josh Brolin) persönlich überredet ihn mitzumachen: Drei Teilnehmer werden, mit kleinem Vorsprung versehen, losgeschickt und ihrem Schicksal überlassen. Dann folgt ihnen ein Killerkommando. Für jeden Tag, den sie überleben und an dem sie fähig sind, eine Videobotschaft an den Sender zu schicken, gibt es Geld aufs Konto. Wer vier Wochen überlebt, hat gewonnen und ist Milliardär. Aber nicht nur das Killerkommando verfolgt die Kandidaten, sondern das ganze Land macht, vom Sender in täglichen Sondersendungen vom schmierigen Show-Moderator Bobby Thompson (Colman Domingo) aufgestachelt, bei der Jagd mit. Ben muss sich jeden nur erdenklichen Trick einfallen lassen, falsche Identitäten annehmen und selbst zum Täter werden, um einmal die ersten Tage durchzustehen. Aber es gibt auch widerständige Kräfte in der Bevölkerung, die ihm weiterhelfen, Tag für Tag trotz aller Hetze durchzustehen.

Rezension: Unsere Kritik zum Film

110 Millionen Dollar hat Edgar Wrights Neuinterpretation von The Running Mangekostet – und das sieht man in jeder Einstellung. Neonflirrende Großstädte, vibrierende Bildflächen, hochdynamische Kamerafahrten, perfekt durchgetakteter Schnitt – visuell ist der Film ein Rausch, ein typischer Wright, der seine rhythmische Handschrift von „Baby Driver“ und „Scott Pilgrim“ hier in ein dystopisches Fernseh-Inferno überträgt. Zumindest in der ersten Hälfte. Da jagt eine Sequenz über den verweifelt-zornigen Familienvater Ben Richards, der als Kandidat einer dystopischen TV-Show von einer Killerhorde gejagt wird, die nächste. Talkshow-Segmente, Verfolgungen, manipulierte Spielarena-Momente – alles rast so schnell vorbei, dass man gar nicht dazu kommt, über die vielen Unstimmigkeiten nachzudenken, die in Figurentiefen, innerer und äußerer Weltlogik sowie Motivationen lauern. Oder viel Spannung zu empfinden. Das World-Building wirkt aufwendig, aber inkonsistent; vieles bleibt angerissen, nie erklärt.

Doch sobald Wright im zweiten Akt das Tempo drosselt, fällt auf, dass wenig Substanz hinter dem glänzenden Spektakel steckt. Die satirische Brechung, mit der Richard Bachmanns (ein Pseudonym Stephen Kings) Roman einst auf Medienhysterie und Sensationsgier zielte, bleibt hier zwar aufgrund der höheren Werktreue formal präsent – etwa in den grellen Studiodesigns, den manipulierten Statements, der menschenverachtenden Showästhetik –, wirkt aber merkwürdig zahm und vorhersehbar. Wo das Buch zynisch und bitter endete, wagt der Film den moralischen Rückzug: Er will verstanden, gemocht und – schlimmer noch – „inspirierend“ wirken.

Dabei bemüht sich Glen Powell als Ben Richards redlich, die Balance zwischen Überlebenskämpfer, tragischem Helden und Medienopfer zu halten, doch sein Spiel bleibt merkwürdig glatt. Vielleicht sollte er es bei vergleichbar nächsten Gelegenheiten mit mehr als nur zwei Gesichtsausdrücken versuchen. Gerade im Kontrast zu Arnold Schwarzeneggers ikonischem Auftritt in „Running Man“ 1987 fällt auf, dass Wright zwar mehrere direkte Referenzen einbaut – vom Konterfrei Arnies auf den New-Dollar-Noten bis zu einzelnen Zitatschnipseln – aber deren ironische Schärfe verfehlt. Statt selbstbewusst mit der trashigen Popkultur-Herkunft zu spielen, zitiert der Film eher ehrfürchtig.

Technisch gibt es dafür wenig zu mäkeln: Kamera, Schnitt und Musik funktionieren wie ein Uhrwerk, die Effekte sind erstklassig, die dystopische Spielwelt ist visuell durchdacht. Doch wo die Oberfläche glänzt, bleibt die Emotion flach. Die Ambivalenz der Vorlage – das Gefühl, dass niemand hier unbeschadet überlebt, schon gar nicht moralisch – wird grinsend glattgebügelt. Der Film will beides: kritische Dystopie und großes Blockbusterkino sein. Am Ende ist er keines von beidem ganz.

Trotzdem: Sehenswert ist „The Running Man“ allemal – als stilistisch durchinszenierter, audiovisuell berauschender Versuch, King neu zu denken. Nur schade, dass Edgar Wright, der sonst keine Angst vor dunklem Humor („Shaun of the Dead”) und radikaler Zuspitzung hat, hier ausgerechnet beim zynischen Kern des Stoffes zurückschreckt. So bleibt ein technisch brillanter, aber emotional erstaunlich zahmer Lauf durch eine Welt, die längst von sich selbst überholt wurde.

Kinoprogramm

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