Beschreibung
Der offizielle PR-Text der Kurz-Doku „Projekt Ballhausplatz“ (2023) liest sich wie folgt: „Wie es einer Gruppe junger Männer gelang, die österreichische Regierung zu übernehmen und bis an den Rand der Demokratie zu führen. Wie der Weg an die Spitze akribisch geplant wurde, unlautere Mittel inklusive. Warum die europäische Öffentlichkeit den rechtspopulistischen jungen Kanzler bestaunte und bewunderte. Woran das „System Kurz“ scheiterte.“
Wer sich fragt, bei wem es sich um besagten „Kurz“ handelt: Im Mittelpunkt der Handlung steht natürlich der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (Anm. er hatte das Amt von Dezember 2017 bis Mai 2019 und von Jänner 2020 bis Oktober 2021 inne), der nach der Nationalratswahl in Österreich 2013 mit 27 Jahren als jüngster Außenminister in der österreichischen Geschichte angelobt wurde und 2017 sogar zum Bundeskanzler der Republik aufstieg. Mit 31 Jahren war er damit weltweit der jüngste amtierende Regierungschef!
Zu Beginn von Kurt Langbeins Dokumentarfilm „Projekt Ballhausplatz“ nimmt „Zeit im Bild“-Anchorman und ORF-Journalist Tobias Pötzelsberger den damaligen Bundeskanzler hart ran, weil dessen Mitarbeiter:innen versucht haben sollen, Umfragen zugunsten der Kanzlerpartei (ÖVP) zu manipulieren. Sinngemäße Antwort: Was hat das mit mir zu tun, wenn andere Mist bauen?
Nach diesem Muster zeichnet Filmemacher Kurt Langbein (der Wiener veröffentlichte zuletzt im Jahr 2022 den Film „Der Bauer und der Bobo“) die Karriere des stets wandlungsfähigen Sebastian Kurz nach – vom Jung-ÖVPler, der mit dem „Geilomobil“ durch die Bundeshauptstadt Wien rollte, über Integrationsstaatssekretariat, Außenministerium zum ÖVP-Chef und schließlich zweimal Bundeskanzler – bis zum Fall und Rückzug 2021 wegen Korruptionsverdacht.
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Kommentiert wird der Polit-Dokumentarfilm „Projekt Ballhausplatz“ (2023) von vor allem kritischen Stimmen aus Politik und Medien. Kaum Neues. Regisseur Kurt Langbein verdichtet 13 Jahre Berichterstattung auf 90 Minuten, die viel in Erinnerung holt – die Stärke der Doku. Allerdings wird kaum Neues geboten, es bleibt die Zusammenfassung einer seltsamen, nicht aufgearbeiteten Ära.
Fun Fact: Nur wenige Wochen vor der Premiere des eher kritischen „Projekt Ballhausplatz“ am 21. September 2023, kam am 8. September 2023 die PR-lastige Doku „KURZ – Der Film“ (Regie: Sascha Köllnreitner) in die Kinos. Bei letzterem Werk hinterfragte ein Beitrag im „Wien-Newsletter“ der Wiener Wochenzeitung „Falter“ jedoch die Glaubwürdigkeit des publikumsstarken Auftakts.
Demnach sollen u. a. die Besucherzahlen geschönt worden sein und es ist gar von „Phantombesuchern“ die Rede. Laut „Falter“ berichteten Mitarbeiter:innen der österreichischen Kinokette „Cineplexx“ zwar von massenhaft gebuchten Tickets, jedoch leeren Kinosälen – eingekauft wurden diese von einer der beiden Produktionsfirmen des Films, Opus R GmbH. Dem „Falter“ liegen Screenshots vor, die Plätze zeigen, die zu einem Sonderpreis gebucht wurden.
Und als wären zwei Dokus über den österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz nicht bereits genug, erblickte in diesem recht kurzen Zeitraum ebenfalls noch ein dritter (!) Kurz-Film das Licht der Welt: „Sebastian Kurz – the Truth“ („Die Wahrheit“) stammt vom kroatischen Filmemacher Jakov Sedlar und steht seit 21. September 2023 auf der Video- bzw. Streamingplattform Vimeo zum Preis von 9,99 Euro für einen Zeitraum von 24 Stunden zum Ausleihen bereit.