Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Beschreibung

New York im Sommer 1969. Die Stadt feiert die Astronauten von Apollo 11, während der frisch vom Hunter College pensionierte Dr. Henry Jones Jr. aka Indiana Jones (Harrison Ford) wieder einmal um sein Leben rennt: Eine krude Allianz aus Regierungsbeamten und Gehilfen von Mathe-Genie Dr. Voller (Mads Mikkelsen) killt sich durch sein Institut auf der Suche nach einem antiken Apparat von Archimedes, den „Indy“ einst aus einem Nazi-Zug holte. Dieses geheimnisvolle mechanische Rechenwerk soll, wenn komplett, Zeitreisen ermöglichen.

Mittendrin in der Jagd um das Artefakt ist Indys zwielichtige Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge). Die Reise führt durch den halben Mittelmeerraum, ehe die Lösung des Geheimnisses nahen könnte …

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Rezension: Unsere Kritik zum Film

Der Film „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ (2023) ist Teil 5 der legendären „Indiana Jones“-Reihe mit Harrison Ford in der Hauptrolle.

Nach der Bundeslade („Jäger des verlorenen Schatzes“ aus dem Jahr 1981), dem Tempel des Todes („Indiana Jones und der Tempel des Todes“ aus dem Jahr 1984), dem heiligen Gral („Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ aus dem Jahr 1989) und dem Königreich des Kristallschädels („Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ aus dem Jahr 2008) steht für Indiana Jones in seinem fünften Kinoabenteuer anno 2023 eine neue Ära ins Haus: seine Pensionierung.

Normal versuchen wir, unseren Leser:innen einen Film mit launigen Inhaltsangaben schmackhaft zu machen. Diesmal ist es anders. Diesmal hält sich der Autor kurz. Fassungslos darüber, was Regisseur James Mangold (u. a. „Walk the Line“ und „Logan – The Wolverine“) und seine Drehbuchautoren aus einem filmischen Kronjuwel der Popkultur mit 300 Millionen Dollar Budget gemacht haben. Nämlich die mutwillige Zerstörung des „Indiana Jones“-Mythos durch zu viele Köche, die die einstige Abenteuerfilm-Spezialität aus dem Rezeptbuch von George Lucas und Steven Spielberg zu einem sinn-, seelen- und geschmacklosen Brei zerkocht haben.

In dem übt Harrison Ford (zur Veröffentlichung von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ stattliche 80 Jahre alt) Seniorenschwimmen und versucht, in den überall aufblubbernden Logiklöchern der viel zu langen, lieblosen Handlung nicht völlig unterzugehen.

Zu Beginn versenkt Mangold schon viel mit einer fast halbstündigen Sequenz gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Der digital verjüngte Indy kämpft als Referenz an Steven Spielbergs Erzählstil gegen Nazi-Soldaten und Hitlers Schergen und entgeht dabei ein dutzend Mal dem sicheren Tod, ehe Freund Basil (Toby Jones) und das Artefakt gerettet sind. Gut gemeint, aber derart viel zu viel und noch dazu miserabel getrickst, dass zwar auf der Leinwand jede Menge explodiert, der Funken, der zum Publikum überspringen soll, ist jedoch winzig.

Klein ist hier auch die Titelfigur. Der einstige Held wurde im Alter zum grantigen Loser degradiert, der die Handlung nicht mehr trägt oder gar treibt, sondern mit ihr passiv mitgenommen wird. Zu viele, immer gleiche Verfolgungsjagden zu Fuß, auf dem Pferd, in Autos, in Tuk-Tuks, Zügen oder Flugzeugen unterstreichen das – Dr. Jones auf der Flucht.

Sie sind tragischer Beleg: Für diese Art von Spannung und Action ist Harrison Ford leider zu alt. Das sieht man vielleicht nicht im Gesicht, aber in jeder Bewegung des 80-Jährigen. Da hätte es eine völlig andere Story gebraucht, um den alten Helden noch einmal glaubhaft zum Glänzen zu bringen. Aber davor hatten die Macher offenbar Angst. Denn Indys Alter und seine Probleme damit werden strikt vermieden.

Dafür setzen Mangold & Co auf viel zu viele Figuren rundherum, die entweder völlig verschenkt (Antonio Banderas als Taucher) oder auch extrem unsympathisch sind. Bei allem Respekt vor Phoebe Waller-Bridge, diese von ihr mitgestaltete (vorab als weibliche, nächste Indy-Generation bejubelte) und extrem flach gespielte Helena ist einfach nur nervig, unsympathisch und ein großer Sargnagel dieses Films. Wer glaubt, so könnte die Zukunft der „Indiana Jones“-Saga aussehen, hat das Genre leider überhaupt nicht verstanden.

Auf der positiven Seite müssen das großartige Set-Design mit dem perfekt inszenierten Jahr 1969 erwähnt werden, viele Hinweise auf die Indy-Historie – und Mads Mikkelsen als Antagonist. Sein verrückt-kühler Nazi-Schurke, der per Zeitreise die Fehler des Dritten Reichs Richtung Endsieg korrigieren will, ist die interessanteste Figur des ganzen Films. Auch daran erkennt man, dass wohl einiges schief gelaufen sein muss.

Zum Beispiel die Geschichte. Die ist derart hanebüchen, unlogisch und oberflächlich, als wäre sie aus einem billigen, alten Videogame. Offenbar ist von den 300 Millionen nichts für die Story übrig geblieben, denn der meistbeschäftigte Mitwirkende ist tatsächlich der Zufall, der ununterbrochen zum Einsatz kommt. Ohne ihn würden alle Einzelteile noch hilfloser und unverbunden in der Luft hängen.

Wirklich heftig wird’s allerdings im dritten Akt, im großen Finale. Das ist derart hirnverbrannt, dass man sich an den Kopf greift. Bitte glauben Sie dem Autor dieser Zeilen: Meine Bereitschaft, mir Räuberpistolen mit Augenzwinkern servieren zu lassen, ist riesig. Aber der Schluss von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ (2023) – verschärft durch eine Ästhetik, die an die XXX-Lutz Familie Putz erinnert – ist einfach weit jenseits der roten Linie.

Fazit: Weil es hier um popkulturelles Gut handelt, das Milliarden Menschen lieben und das versemmelt wurde, noch dazu um so viel Geld, nur ein (subjektiver) Punkt. Gut möglich, dass andere es mögen. Probieren!