Beschreibung
Wir befinden uns in New York City auf einer Erde, von der es offenbar viele gibt – willkommen im Reich der Paralleluniversen von Marvel! Zeitlich verortet ist diese Welt, verglichen mit der unseren, irgendwo Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre, allerdings mit einem kräftigen Schuss Alltags-Sci Fi in Eissalonfarben.
Die Vordenker und Beschützer dieser Welt sind die Fantastic Four. Wissenschaftsgenie Reed Richards (Pedro Pascal), seine Frau Sue (Vanessa Kirby), deren Bruder Johnny (Joseph Quinn) und Kumpel Ben Grimm (Ebon Moss Bachrach), die bei einem Flug ins All einem Sturm kosmischer Strahlen ausgesetzt waren, die ihre DNA so verändert hat, dass sie nun Superkräfte haben, sind die unangefochtenen Lieblinge der Massen. Klar, dass sie die erste Adresse sind, als eines Tages ein kosmischer Bote in Gestalt der Silver Surferin (Julia Garner) auftaucht und das Ende der Welt ankündigt. Der riesige Weltenverschlinger Galactus, dessen unstillbarer Hunger nach Energie ihn dazu zwingt, ganze Planten wie Wasabi-Nüsse zu verschlingen, hat die Erde auf seine Menükarte gesetzt. Also bricht das Quartett auf Richtung Weltraum, obwohl die hochschwangere Sue kurz vor der Geburt ihres Sohnes Franklin steht. Sie wollen erstmal mit Galactus verhandeln – da muss es doch eine andere Lösung geben. Die gäbe es tatsächlich. Doch sie ist so ungeheuerlich, dass die vier Superhelden gegen jede Chance den Kampf aufnehmen …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Regisseur Matt Shakman qualifizierte sich für das große Wagnis, aus dem vormalig mehrfachen Flop-Garanten „Fantastic Four” endlich einen Leitstern im Marvel-Universum zu machen, vor allem durch seine Inszenierung der Erfolgsserie „Wanda Vision”. Die war angelegt wie eine klassische US-Sitcom aus den 1960er-Jahren im Stile von Lucile Ball oder „The Dick van Dyke-Show”. Dieses visuelle Konzept wird auch bei „The Fantastic Four: First Steps” von den Opening-Credits an mit einer Konsequenz wirksam, die man der Marvel-Welt nicht zugetraut hätte. Vor allem Kinobesucher der Boomer-Generation werden sich unwillkürlich in ihre Film- und Fernsehkindheit zurückgebeamt fühlen; das Setting ist so großartig wiederbelebt, dass man das Gefühl hat, hier haben sich die New-York-Welten von Don Corleone, Theo Kojak und den Jetsons miteinander vermählt. Das Design jener Zeit, zugespitzt durch visionäre, aber analoge Science Fiction (überall Magnetbänder zur Datenaufzeichnung, Geräte, Möbel, Geschirr und Technik, wie von Luigi Colani entworfen) trägt die glaubwürdige und vor allem nie langweilig werdende Bühne für die Heldentaten. Die Kinobilder selbst spielen, trotz bombastischem IMAX-Formats und (wirklich gut wirkendem 3D), immer wieder mit dem seitlich unruhigen oder ausgefransten Super-8-Look von damals.
Und dieser großartig gesetzte Rahmen wird von der ersten Minute an gefüllt, und zwar vor allem mit Emotion. Die zieht sich zwei Kinostunden lang hochdosiert durch, ist aber so begründet, dass nie Kitschverdacht aufkommt. Sie kontrolliert auch die Action. Die passt und ist spannend und mitreißend bis zur vorletzten Minute, die Emotionen machen das unvermeidliche CGI-Gewitter bekömmlich. Aber die letzte gehört wieder den großen Gefühlen. Gelungen ist das durch die starke weibliche Besetzung. In den Comics sind Reed Richards, Johnny „Die menschliche Fackel” Storm und Ben „Das Ding” Grimm das Zentrum der Geschichten. Und sie sind auch in der filmischen Adaption Helden, zu denen man aufsehen und mit denen mal lachen kann. Aber die Spielraummitte gehört hier ganz klar der großartig aufspielenden Vanessa Kirby. Sie ist die Achse, um die sich alles dreht. Sie ist die Flagge der Humanität, des Widerstandes, aber auch der Bereitschaft, sich aufzuopfern, um die sich die Menschheit versammelt – und sie ist nicht die einzige Mutter, die über sich hinauswächst.
Marvel hat zuletzt recht wechselhaft performt; von himmelhoch jauchzend („Deadpool & Wolverine”) bis zu Tode betrübt („The Marvels”). Wenn am Ende klar wird, dass sich die Welten der Fantastic Four tatsächlich, wie angekündigt, mit jenen der Avengers kreuzen werden, kann man nur sagen: Sie sind wieder auf dem richtigen Weg. Wenn schon noch mehr Superhelden-Zeug, dann bitte so etwas, das so großartig aus der Reihe tanzt!