Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes

Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes

Beschreibung

Wir befinden uns in der Welt der „Hunger Games“ (ursprünglich als Romanreihe der Feder von US-Autorin Suzanne Collins entsprungen, der von 2012 bis 2015 vier Filme mit Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson in den Hauptrollen folgten), aber über 60 Jahre, bevor Katniss Everdeen das Capitol herausfordert: Überall sind noch die Spuren der Revolution zu sehen. Die einst mächtige und angesehene Familie Snow ist durch die Hinrichtung des Vaters in Ungnade gefallen und lebt in zähneknirschend akzeptierter Armut in einer Kriegsruine. Doch der junge, disziplinierte und hoch talentierte Coriolanus Snow (Tom Blyth) ist die große Hoffnung.

Er studiert erfolgreich an der wichtigsten Uni, verträgt sich mit den oft hochnäsigen und reichen Kommilitonen und kann sich gute Chancen ausrechnen, ein Stipendium für den sonst unleistbaren weiteren Studiengang zu bekommen. Doch Dekan Highbottom (Peter Dinklage) und die mächtige und abgrundtief böse Dr. Gaul (Viola Davis) ändern wieder mal alle Regeln: Nicht mehr gute Noten sind für Stipendien ausschlaggebend, sondern das Engagement der Studenten als Mentoren bei den 10. Hunger Games. Sie sollten die Tribute unter ihre Fittiche nehmen.

Snow bekommt ausgerechnet die trotzig-bunte und für den Kampf völlig ungeeignete Sängerin Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) aus dem armen Distrikt 12 zugewiesen. Weil die Jubiläumsspiele aber mangels Zuseherinteresses ein Quotendebakel zu werden drohen, zählt es weniger, seinen Schützling zum Sieg zu führen – viel mehr gelten Popularität und bessere Einschaltzahlen.

Coriolanus Snow hilft der jungen Frau mit der tollen Stimme nicht nur, weil er ein empathischer Mensch ist. Er beginnt auch, Gefühle für sein Tribut zu entwickeln …

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TV-Media Bewertung

Als Regisseur Francis Lawrence (nicht mit der ehemaligen Katniss-Everdeen-Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence verwandt!) anno 2015 mit „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“ den Schlussakt seiner erfolgreichen Young-Adult-Reihe (die vier Filme spielten von 2012 bis 2015 zusammen fast drei Milliarden Dollar in die weltweiten Kinokassen!) ins Kino brachte, hatte er einen großen Fan-Shitstorm hinter sich. Die nahmen es ihm und den Produzenten ziemlich übel, das „Hunger Games“-Finale auf zwei Filme nach „Harry Potter“-Vorbild aufgeteilt zu haben. Lawrence war danach so verunsichert und genervt, dass er sich eines schwor: „Nie wieder mache ich aus einem Buch zwei Filme!“

Daran hielt er sich auch beim nun acht Jahre später nachgereichten Prequel „Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes“ (natürlich ebenfalls wieder nach einem Bestseller von Suzanne Collins). Herausgekommen sind mehr als zweieinhalb Stunden Filmvergnügen. Klingt ziemlich lang – trotzdem hat man beim Verlassen des Kinos das nagende Gefühl, bei weitem nicht genug gesehen zu haben. Und zwar nicht von der düsteren Welt des Capitols und der unterworfenen Distrikte (das meiste davon übrigens in Berlin und Umgebung gedreht), sondern von Coriolanus Snow, Lucy Gray Baird und ihrer schwierigen Story.

Die soll ja Grundlage dafür sein, dass aus dem brillanten, freundlichen Studenten, von Tom Blyth ganz gut getroffen, 60 Jahre später der kalte, grausame Präsident und Widersacher von Katniss Everdeen wird (später gespielt von Donald Sutherland). Diese Wandlung mag manchmal angedeutet sein, aber spürbar ist sie nicht. Die Snow-Endstufe kommt zwar mit einem konkreten Anlass, aber ohne die vorher nötigen kurzen Blicke in vorhandene Angründe, die das glaubhaft oder nachvollziehbar machen würden. Da funktioniert der Entwicklungsbogen leider gar nicht.

Die Figur von Lucy Gray Baird wiederum ist zwar auf den ersten Blick selbstbewusst und aufsässig genug, um nach modern-oberflächlicher Lesart als „starke junge Frau“ wahrgenommen zu werden. Tatsächlich kann Rachel Zegler, die zuletzt als politisch korrekte Schneewittchen-Darstellerin den Disney-Konzern ins Schleudern brachte, großartig singen, was der Film auch ausreizt. Doch bei genauem Hinsehen würde diese „starke“ Figur keine zehn Minuten überleben, kämen ihr nicht dauernd Coriolanus Snow, andere Mitwirkende oder schlicht der überbeanspruchte Zufall zu Hilfe.

Trotz dieser Schwächen sind die ersten eineinhalb Stunden recht kurzweilig, auch wegen der grellen (und gnadenlos divers ausgesuchten) Nebendarsteller, von Viola Davis über Peter Dinklage bis Jason Schwartz. Der ist als zynischschmieriger TV-Moderator der in jeder Hinsicht steinzeitlich anmutenden 10. Hunger Games, die im frühen Farbfernsehen kaum Quote machen, ein perfekter Vorläufer von Stanley Tucci in der Original-Trilogie.

Doch die Stunde, die dann noch folgt, mit den Irrungen und Wirrungen von Coriolanus Snow in District 12, die zieht sich wie Strudelteig, ist genauso dünn und leider ziemlich langweilig. Vielleicht wäre das Aufteilen der über 600 Romanseiten auf zwei Filme am Ende doch die bessere Alternative gewesen.