Beschreibung
Im Jahr 2001 definierte Michael Bully Herbig, damals schlanke 33 Jahre jung, den Begriff des deutschen Blockbusters neu. Mit seinem erst zweiten Kinofilm „Der Schuh des Manitu“ schaffte der Münchner in der Bundesrepublik 11,7 Millionen, in Österreich 2,1 Millionen Kinobesucher – und damit den erfolgreichsten deutschsprachigen Nachkriegsfilm der Geschichte. Heute ist Michael Bully Herbig 57 Jahre alt – und will es, zumindest in Sachen Winnetou- und Wildwestparodie, noch einmal wissen. Die Story ist fast Nebensache – sie dient vor allem als visuell wuchtige, tragende Struktur für all das, was Herbig zeigen und veralbern möchte: Abahachi (Bully Herbig) und Ranger (Christian Tramitz), beide in Ehren grau geworden, versuchen immer noch, Frieden zu stiften und ihre alltäglichen Beziehungs- und Kommunikationsprobleme in den Griff zu kriegen. Bis sie beinahe Opfer einer Bande werden, die erst einen neuen Namen und dann das Kanu des Manitu sucht, weil das angeblich unsterblich macht …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
In den Wochen vor der Premiere gab es ein mediales Geraune. Weniger über den Macher und seinen Weg seit 2001, als Michael Bully Herbigs Karriere mit Der Schuh des Manitu im wahrsten Sinne des Wortes explodierte, sondern über Fragen wie: „Darf man das heute überhaupt machen?“, „Ist dieser Humor noch zeitgemäß – oder war er das je?“, „Kann die heutige Kinogeneration damit überhaupt etwas anfangen?“ bis hin zu „Wird Herbig vor dem woken Zeitgeist einknicken – und was käme dabei heraus?“
Am Ende bleibt eine Lektion, die uns nicht der Filmemacher, sondern die Gesamtsituation erteilt. Kurz gefasst: vergesst dieses Vorfeld-Lamento. Wischen wir solche blutarmen Humor- und Existenzberechtigungs-Debatten beiseite. Und lassen wir uns bei künftigen Gelegenheiten gar nicht mehr darauf ein. Denn sie bringen nur eines: das innere Absterben von Freude, Unschuld und Offenheit. Stattdessen nehmen wir das Angebot an, das uns Michael „Bully“ Herbig, der das Genre, das Medium Film und das Publikum liebt, jetzt eben macht.
Dass das Original unerreicht bleibt, liegt auf der Hand: Der Schuh des Manitu war 2001 eine Riesenüberraschung, die fast aus dem Nichts kam. Da gab es keine Erwartungen, umso größer die Wirkung. Das kann ein Sequel naturgemäß nicht leisten. Doch es übernimmt viele Tugenden des Erstlings. Die Besetzung funktioniert über weite Strecken großartig. Dass ausgerechnet die weibliche Boss-Schurkenrolle (Jessica Schwarz) hinter den Möglichkeiten bleibt, ist ein Wermutstropfen, den die quirlige Jasmin Schwiers mehr als ausgleicht. Und auch wenn beim Dauerfeuer an Gags manche Platzpatronen dabei sind, treffen genug Scherze ins Schwarze.
Von der ersten Einstellung an ist klar: Herbig ist, trotz seiner gegenwärtigen Erfolge als „LOL”-Host bei Amazon Prime, ein Mann des Kinos und der großen Leinwand geblieben. Diese Größe der Bilder, die detailreiche Ausstattung, die Schauplätze (gedreht an Orten vieler klassischer Italo-Western) – all das ist genau jener Stoff, der dem klassischen Lichtspiel heute so oft fehlt. Die Chancen stehen also sehr gut, dass man sich von Das Kanu des Manitu gut unterhalten lässt. Nach dem ersten Wochenende waren es bei uns bereits sensationelle 166.733 Besucher – so viele wie seit 2017 nicht mehr. Auch wenn sich vielleicht nicht jeder abgeholt fühlen mag: Das Kino braucht Macher wie Michael Bully Herbig!