A Haunting in Venice

A Haunting in Venice

Beschreibung

In Italien ist der Zweiten Weltkrieg zu Ende und eine der kulturellen Segnungen, die von den siegreichen Amerikanern über das Land gebracht wird, ist Halloween, sogar in Venedig. Hier lebt jetzt auch Meisterdetektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh). Immer noch elegant und scharfsinnig, dennoch nur noch ein Schatten seiner selbst. Denn der Belgier ist im Ruhestand. Keine Fälle mehr, ein selbstgewähltes Exil müder Beschäftigungslosigkeit, hervorgerufen durch zwei Weltkriege und zu viele verlorene, geliebte Menschen.

In diesen Rückzug platzt eines Tages eines alte Freundin mit lästig hoher Energie und dem festen Willen, sich nicht abschütteln zu lassen: Krimiautorin Ariadne Oliver (Tina Fey) aus den USA, die Bestseller produzierte, solange sie sich von Poirots Fällen anregen ließ. Die letzten drei Werke jedoch waren Flops, weil es diese Vorbilder nicht mehr gab. Also soll Poirot sie zu Halloween unbedingt begleiten.

In einem Palazzo, einst ein Waisenhaus und von den Venezianern als verflucht gefürchtet, gibt es ein Grusel-Kinderfest. Vielleicht bringt ihn das auf andere Gedanken. Doch Ariadnes Plan hat eine zweite Ebene. Nach der Kinderparty soll eine Seance stattfinden, im Zentrum das berühmte Medium Mrs. Reynolds (Michelle Yeoh). Wenn Skeptiker Poirot sie als Betrügerin enttarnt, hätte sie eine Buchvorlage und der müde Detektiv einen ins Leben zurückführenden Kick.

Tatsächlich ist die Seance mehr als gruselig – und tödlich. Ein Novembersturm schneidet den Palazzo von der Außenwelt ab, und Hercule Poirot muss in dem alten Gemäuer und einer Gruppe Verdächtiger herausfinden, was Inszenierung und was Wirklichkeit ist, was real und was vielleicht doch überirdisch. Sein Verstand wird bis an die Grenzen getrieben …

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TV-Media Bewertung

Um dem Publikum mehr Überraschung und Spannung zu bieten – jeder kennt die Auflösungen der berühmten Werke von Agatha Christie – kamen die Produzenten diesmal auf eine spätes, weniger bekanntes Buch der Autorin: „Halloween Party“, ursprünglich 1969 unter dem Titel „Die Schneewittchen-Party“ erschienen. Von dieser Vorlage ist kaum etwas übrig geblieben. Drehbuchautor Michael Green („Blade Runner 2049“) hat nur einzelne Elemente der von Kent nach Venedig verlegten Story übernommen.

Visuell haben sich die Änderungen jedenfalls ausgezahlt. Venedig ist als geheimnisvoll-schöne Filmkulisse konkurrenzlos. Der Palazzo als Hauptaustragungsort des Dramas ist neben Hercule Poirot, dem das Schicksal diesmal alles Arrogante, Überlegene runtergeräumt hat, der heimliche Hauptdarsteller des Films.

Auf teure Blockbuster-Stars und überbordende CGI-Effekte wie in den beiden Vorgängern – „Mord im Orient Express“ (2017) und „Tod auf dem Nil“ (2022) – haben die Macher (Hauptdarsteller Kenneth Branagh nahm abermals im Regiestuhl Platz) diesmal bewusst verzichtet, und es ist kein Verlust.

Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh (sie gewann ihren Academy Award in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin bei der 95. Verleihung des Filmpreises im Jahr 2023 für ihre Glanzvorstellung in „Everything Everywhere All at Once“) gibt eine furchteinflößende Performance ab, auch der Rest des verdächtigen Ensembles macht seine Sache sehr gut.

Diskutieren kann man über die Kameraführung. Einerseits oft zu unruhig, was wohl das Huschen flüchtiger Schatten und möglicher Geister in Bildsprache übersetzen soll. Andererseits manchmal gefühlt ewig auf schattigen Details im Palazzo verharrend, was die ohnehin dünne Handlung weiter bremst. Ganz ehrlich: Ein oder zwei Wendungen mehr und etwas weniger düsteres, bedeutungsschwangeres Ins-Leere-Starren wäre besser gewesen.

Gut jedenfalls, dass Poirot hier eine energetischanstrengende Partnerin als Anspielstation hat. Wenn die strengen Rechteverwalter der Agatha Christie Ltd. Mumm haben, erlauben sie für den nächsten Film ein literarisch zwar nie passiertes, aber garantiert cooles Treffen von Hercule Poirot mit Miss Marple.