Love Machine
Beschreibung

Seit gefühlt ewigen Zeiten tingelt das Duo Waldemar (Stefan Bernheimer) und Georg, genannt Georgie (Thomas Stipsits), als Musiker bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Zeltfesten durchs Land. Mit der richtigen Mischung aus routinierten Evergreens, echtem Charme und einer ordentlichen Portion Häuslschmäh halten sich die beiden Randexistenzen so halbwegs über Wasser, schnelle One-Night-Stands im alten Tourkastenwagen inklusive. „Der Waldemar, der ist der Motor. Und ich bin so das Benzin, das Öl“, wie Georgie immer gern gönnerhaft meint.

Bis eines Tages nach einem Gig Waldemar tot umfällt. Plötzlicher Herztod bei Waldemar bedeutet auch akuter Finanztod beim chaotischen Georg. Um Auftritte, Verträge und sonstige Kleinigkeiten hat sich immer der so plötzlich Verblichene gekümmert, Georgie hat es nie zu einem Führerschein – im vazierenden Musikergewerbe unerlässlich – gebracht, ist nicht mal in der Lage, sich regelmäßig mit Mietzahlungen zu befassen. Was prompt mit der Delogierung im schlechtesten Moment endet.

Und so besäuft sich der gescheiterte und wohnungslose Musiker mit dem letzten Geld in einer Bar, wo auch die attraktive, wohlhabende Uschi (Barbara Schöneberger) ihren Gute-Nacht-Drink zu sich nimmt, den Musiker mit den traurigen Augen aufreißt und mit zu sich nach Hause nimmt. Nach dem Motto: „Geld ist zwar nicht alles, aber in einem Mercedes weint es sich leichter.“

Als er am nächsten Morgen erwacht, drückt ihm der Bodyguard von Uschi ein Kuvert mit einer kleinen finanziellen Anerkennung für die horizontale Leistung der letzten Nacht in die Hand. Zusammen mit einem ORF-Bericht über Callboys ist das die Initialzündung: Vielleicht sollte Georgie das hauptberuflich machen?

Eine Agentur bescheinigt ihm die nötige genitale Ausstattung trotz Waschbär- statt Waschbrettbauch, will aber eine hohe Einstiegszahlung. Gut, dass da seine Schwester Gitti (Julia Edtmeier) die Nase voll hat von der Arbeit im Schönheitssalon der biestigen Frau Josefine (Ulrike Beimpold) und sich selbständig machen will.

Und so wird dieser Salon heimlich – wenn die Frau Chefin wüsste, dass da heimlich und im Pfusch auch Anal-Bleachings durchgeführt werden! – zur geheimen Basis von Georgies ersten Gehversuchen als sexuell dienstleistender Frauenversteher. Und das Geschäft läuft gut, weil die Damen ebenso unsicher sind wie der Neo-Callboy, und das sorgt für gemeinsame Wellenlänge.

Doch wie es das Schicksal will, läuft ihm beim Begräbnis seines Kompagnons dessen Schwester Jadwiga (Claudia Kottal) über den Weg. Die ist Fahrlehrerin, und Mobilität braucht der führerscheinlose Lustknabe in den besten Jahren ohnehin. Also nimmt er Fahrstunden – und verliebt sich in die herbe Schöne.

Was mit seinem verheimlichten Beruf natürlich zunehmend schwerer in Einklang zu bringen ist …

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TV-Media Bewertung

Beginnen wir mit dem Lob, und das gilt uneingeschränkt dem Austro-Kabarettisten und Publikumsliebling Thomas Stipsits. Die Rolle des zwar oberflächlichen, trotzdem herzenswarmen und unsicheren Hallodris Georg ist dem Kabarettstar wie auf den Leib geschrieben; es fällt schwer, sich jemand anderen in diesem Part vorzustellen. Da passt die Mischung aus Schalk, Musikalität – wie übrigens der Soundtrack mit ein paar alten Originalhadern von Suzie Quatro oder Cindy Lauper erfreulich aufwendig ist – und schauspielerischem Können. Wer Stipsits mag, wird also hier auf seine Rechnung kommen.

Allerdings, gerade wenn ein Part so gut passt, fallen die, die es nicht so gut können oder weniger gut ausgesucht sind, umso stärker auf. Um es klar zu sagen: Wir verehren und lieben Barbara Schöneberger, aber ihre Szenen haben, sagen wir es so, viel Luft nach oben. Auch hat man den (subjektiven) Eindruck, dass in der Inszenierung manches zu kantenlos, zu glatt rüberkommt, aber das ist verschmerzbar.

Was alte Kinohasen wirklich stören kann, ist (wieder mal) die Visualität. Das ist ein schöner Kinostoff, warum kommt er im Bild daher, als wäre es wieder eine ORF-Stadtkomödie von Regisseur Andreas Schmied („Klammer – Chasing the Line“, „Pulled Pork“)? Alles nah, eng, dicht und nur für den TV-Schirm – gäbe man so einer Geschichte wie in „Love Machine“ (2019) ein wenig räumliche Luft wie die Franzosen, würde sich Hollywood innerhalb von drei Monaten um ein Remake anstellen.

Dem Publikum gefällt’s trotzdem: Mit knapp 143.000 verkauften Kinokarten kann man „Love Machine“ nur als Erfolg verbuchen – so viele Tickets haben sich seitdem für keinen Austro-Film mehr verkauft.

2022 folgte mit „Love Machine 2“ der würdige Nachschlag, der sogar noch besser daherkommt, als das Original!