Zeit zu gehen
Dokumentation/ , A 2006Josef Moser hat Kehlkopf- und Lungenkrebs
Immer mehr Dokumentarfilme widmen sich derzeit dem Sterben. Neben dem Schweizer Film "Zeit des Abschieds" lief heuer bei der Viennale auch die österreichische Doku "Zeit zu gehen". Die österreichische Produktion von Anita Natmeßnig gibt Einblick in den Alltag des Wiener Caritas Socialis Hospizes Rennweg, einen Ort, an dem der Tod als Teil des Lebens akzeptiert wird.
"Zeit zu gehen" ist ein stiller, sensibler Streifen über die engagierte Arbeit der Hospizbewegung, die den Menschen einen würdevollen, schmerzfreien Abschied ermöglichen soll. In langen Einstellungen zeigt er, wie man sich hier vor allem viel Zeit nimmt für die, denen nicht mehr viel Zeit bleibt. Es geht darum, auch diesen letzten Rest als Leben und lebenswert zu begreifen und zu gestalten.
Hier dürfen die Patienten auch rauchen trotz Lungenkrebs oder einen Cognac trinken. Respekt und Sorgfalt prägen den Umgang mit dem Körper wie mit der Seele. Auch Gefühle der Trauer haben hier ihren Raum. Wobei das Gespür für das zwischen den Zeilen, das lapidar Hin- oder Ungesagte zu den Qualitäten der Dokumentation gehört. So, wenn die Uhr von Herrn Moser einmal vor, dann wieder nach geht: "Lass sie", sagt er.
Anita Natmeßnig wurde 1963 in Klagenfurt geboren, hat Evangelische Theologie und Kunstgeschichte studiert und eine Psychotherapieausbildung absolviert. "Zeit zu gehen" ist nach zahlreichen TV-Dokumentationen ihre erste Kinoarbeit.
In TV und Kino finden: Anita Natmeßnig