Road To Guantanamo
Drama/ , GB 2006Aufrüttelnder Film über Zustände im US-Lager
Michael Winterbottom und Mat Whitecross haben sich mit "Road To Guantanamo" auf ein heißes und hochpolitisches Thema eingelassen. Noch dazu schufen die britischen Regisseure aber auch einen spannenden Thriller in Doku-Form rund um den realen Fall von drei Briten, die jahrelang unschuldig im US-Gefangenenlager interniert waren. Silberner Bär in Berlin!
Winterbottom und Whitecross zeichnen den Weg nach, den die drei Muslime auf sich nehmen mussten, als sie sich in der Zeit rund um den 11. September 2001 in Afghanistan aufhielten. Asif, einer der Burschen, wollte eigentlich zu seiner Hochzeit nach Pakistan, als er und seine Freunde zu humanitären Hilfsaktionen ins Nachbarland geschickt wurden. Dort verschwand einer der Freunde im US-amerikanischen Raketenhagel, der auf die Anschläge von New York folgte, die anderen drei gerieten als Terroristen in Gefangenschaft.
Mit Dokumentarmaterial, Interviews und nachgespielten Szenen erzählt "Road To Guantanamo" die persönliche Geschichte von unmittelbar Betroffenen des amerikanischen Anti-Terror-Kampfs. Demütigungen, Erniedrigungen, Verhöre und Misshandlungen stehen auf der Tagesordnung, Hitze, Hunger und Durst werden im Strafgefangenenlager zu ständigen Begleitern - bis nach fast vier Jahren die britische Regierung interveniert und die in den Medien nach ihrem Wohnort als "Tipton-Trio" bekannten Muslime schließlich wieder freikommen.
Der Film polarisiert, ohne zu polemisieren, dokumentiert, ohne anzuklagen - und hinterlässt trotzdem ein ganz ungutes Gefühl im Magen. Wo bei den Dokus von Michael Moore nur ein kurzfristiges Kopfschütteln über das Gesehene einsetzt, bleibt bei Winterbottom und Whitecross ein tauber Zustand der Hilf- und Machtlosigkeit übrig, der sich nicht so schnell vertreiben lässt. Mit scheinbar einfachsten Mitteln gelingt ein sensibler und kluger Appell an Humanität und Widerstand, der für gesellschaftspolitischen Zündstoff sorgt.
In TV und Kino finden: Riz Ahmed, Farhad Harun, Arfan Usman, Michael Winterbottom, Mat Whitecross