Les amants réguliers
/ , F/I 2005Wo, bitte, geht es zur Revolution?
In "Les Amants réguliers" von Philippe Garrel geht es um die 68er Studentenrevolte - ein Thema, das das französische Kino stets auf die gleiche Art zu bewältigen versucht: Junge Leute in großzügigen Pariser Appartements zerreden die Welt, verwechseln Paris 1968 mit einer echten Revolution.
Ein Schwarzweiß-Film, bei dem jede Einstellung mit Bedacht komponiert, jeder Schatten am Reißbrett entworfen und jede Geste auf einen geheimnisvollen Zusammenhang zu verweisen scheint: "Les amants réguliers" ist noch kaum ein paar Minuten alt und schon hat der 57-jährige französische Regisseur Philippe Garrel das Terrain klar abgesteckt.
Sein Streifen, der im Vorjahr bei den Filmfestspielen von Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie erhielt, ist ein unmissverständliches Beharren auf den Kunstanspruch in einem Gewerbe, in dem nur noch Unterhaltung zu existieren scheint.
"Les amants réguliers" ist ein politischer Film und erzählt von den verwegenen revolutionären Träumen der 1968er-Generation, von langen, unentschlossenen Barrikadennächten und dem brutalen Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Es ist ein poetischer Film, denn er erzählt von den keimenden Begabungen junger Menschen, von Malern und Dichtern, deren Anwalt im Plädoyer beim Wehrdienstverweigerer-Prozess darauf verweist, dass die einen ihrem Land mit der Waffe, die anderen eben mit der Feder dienen.
Es ist ein zärtlicher Film, denn nach dem Scheitern der politischen Utopie wird zaghaft die Möglichkeit der zwischenmenschlichen Idylle erkundet, bei der sich Bohemien-Leben in der Clique und Zweisamkeit in der winzigen Dachstube aufs Natürlichste ergänzt. Und schließlich ist "Les amants réguliers" auch ein Familienfilm, denn Philippe Garrel, der im Mai 1968 mit Freunden selbst einen dreiminütigen, später verschollen gegangenen Film drehte, erzählt nicht nur von seiner eigenen Jugend, sondern hat seinen Sohn Louis als Hauptdarsteller gewonnen und einige weitere Garrels auf der Besetzungsliste.
In TV und Kino finden: Louis Garrel, Clotilde Hseme, Mathieu Genet, Philippe Garrel