Inside Deep Throat
Dokumentation/ , USA 2005Die Hintergründe zu einem Kultfilm
Ein einzigartiges Zeitdokument und faszinierendes Sittengemälde: 1972 wurde um 25.000 US-Dollar der Porno "Deep Throat" gedreht, mit einem Einspielergebnis von 600 Millionen wurde er der erfolgreichste Independent-Film aller Zeiten. Die Dokumentarfilmer Fenton Bailey und Randy Barbato untersuchten in "Inside Deep Throat" das Phänomen.
Die im unterhaltsam-witzigen Stil von Michael Moore gestaltete Doku begibt sich auf die Spuren jenes Kultfilms, in dem erstmals eine spezielle orale Sexualtechnik unzensiert auch in ganz normalen Kinos zu sehen war. Seinen Machern brachte der sensationelle Erfolg aber kein Glück: Regisseur Gerard Damiano ist ein hinfälliger alter Mann mit lächerlichem Haarteil, der nie wirklich von seinem Werk profitieren konnte.
Die zu fragwürdigem Ruhm gelangte Hauptdarstellerin Linda Lovelace zerbrach daran, den populärsten "Blow Job" der Geschichte abgeleistet zu haben. Lovelace starb völlig verarmt 2002 bei einem Autounfall. Lediglich ihr Partner Harry Reems, immer noch stolz auf die einstige Potenz, hat es nach Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen zu einigem Wohlstand als Immobilienmakler gebracht. Hauptprofiteur von "Deep Throat" aber war die Mafia, die bei den verängstigten Kinobesitzern brutal abkassierte. Und profitiert haben ebenso die Karrieren konservativer Tugendwächter wie auch die seit 1972 ins Riesenhafte gewachsene Pornoindustrie.
"Inside Deep Throat" bietet einen zwiespältigen Einblick in die amerikanische Kultur- und Sittengeschichte der jüngsten Vergangenheit und wirft gleichzeitig Fragen für heute auf: Hat die Sex-Debatte in der Gesellschaft den Kinofilm verändert oder hat umgekehrt das Kino die gesellschaftliche Debatte befruchtet? Und taugt "Sex im Kino" noch als Tabubruch oder suchen die Regisseure heute in einer optisch versexten Welt das Heil im großen Gefühl?
In TV und Kino finden: Fenton Bailey, Randy Barbato