Goyas Geister
Drama/ , E 2006Die spanische Inquisition
Der spanische Maler Francisco Goya hat wie kein anderer Künstler die Abgründe und Schrecklichkeiten seiner Zeit in seinem Werk dokumentiert. Der Hofmaler der Könige im Schloss von Madrid porträtierte die Mächtigen nach Auftrag, aber er hatte auch einen scharfen Blick für die himmelschreienden Ungerechtigkeiten, unter denen das einfache Volk leiden musste.
Dazu gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts die schändliche Rolle des katholischen Klerus, die Goya in seinen gesellschaftskritischen Stichen festhielt. Zu diesem Klerus gehörte der ebenso intelligente wie finstere Mönch Lorenzo, Mitglied des innersten Zirkels der spanischen Inquisition. Nicht Goya, sondern Lorenzo ist die Hauptfigur in dem Film "Goyas Geister". Um es vorweg zu sagen: "Goyas Geister" ist ein neues Meisterwerk von Milos Forman, der mit zwei Regie-Oscars für "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) und "Amadeus" Kinoklassiker geschaffen hat, zu denen künftig auch sein neuer Film gehören könnte. Denn selten dürfte es auf der Leinwand ein faszinierenderes Porträt eines politischen Opportunisten gegeben haben.
Dass dieses brillant geschriebene und inszenierte filmische Porträt im historischen Gewand daherkommt, beeinträchtigt seine Brisanz überhaupt nicht. Pater Lorenzo lebt in vielfacher Gestalt unter uns, es ist nämlich der ewige Wendehals. Die besondere Qualität des von Forman und Jean-Claude Carriere verfassten Drehbuchs liegt darin, eine Figur in den Mittelpunkt zu stellen, die gewiss keine Sympathien erringen kann, deren atemberaubende Wandlung aber zu fesseln weiß. Und es ist natürlich ein Glücksfall, was der spanische Schauspieler Javier Bardem aus dieser Rolle macht.
In TV und Kino finden: Natalie Portman, Javier Bardem, Stellan Skarsgard, Milos Forman