Nazi gegen Freigeist – und ein kleiner Bub steht dazwischen: Verfilmung des Siegfried-Lenz-Bestsellers mit Tobias Moretti als Maler im Visier seines Nazifreundes.
Schon in der ersten Einstellung steht das Thema bedrohlich groß auf einer Tafel: „Die Freuden der Pflicht“. Darüber sollen inhaftierte Jugendliche einen Aufsatz schreiben, auch Siggi (Tom Gronau), doch er gibt ein leeres Heft ab. Beim Wort Pflicht schüttelt es ihn, erst in seiner Zelle schreibt er sich das Trauma von der Seele. Fortan wird seine Geschichte erzählt, als er als kleiner Bub (super: Levi Eisenblätter) mit seinen Eltern an der Grenze zu Dänemark lebt. Sein Vater Jens (Ulrich Noethen) ist Polizeikommandant in dem kleinen Ort, der Nachbar ist Max (Tobias Moretti). Max ist Maler, seit der Kindheit mit Jens befreundet, außerdem Siggis Taufpate. Doch es ist Zweiter Weltkrieg, und das, was Max malt, mögen die Nazis nicht. Von einem Tag auf den anderen erhält er Malverbot – und Jens soll es exekutieren und überwachen. Dass die beiden Freunde sind, dass der Maler dem Polizisten einst das Leben rettete, spielt jetzt keine Rolle mehr. Jens, der Nazi, ist pflichtbewusst bis zur Besinnungslosigkeit, die Pflicht steht über allem. Und weil er es auch als seine Pflicht ansieht, den Sohn zu einem „brauchbaren Menschen“ zu machen, wird Siggi zwischen den beiden Männern bald hoffnungslos aufgerieben …
Der Roman Deutschstunde (1968) gehört zu den erfolgreichsten Büchern der Nachkriegsliteratur. Regisseur Christian Schwochow (Bad Banks) und seiner Mutter Heidi, die das Drehbuch schrieb, gelang es, das 600-Seiten-Werk auf einen Zwei-Stunden-Film ohne Substanzverlust zu verdichten. Toll sind die Darsteller und Bilder, statt Sentiment überzeugt nüchterne Tragik. Nur am Ende spürt man Abstriche gegenüber dem Buch: Die finale Wendung kommt zu überhastet.