Das Leben ist ein Wunder
Komödie/Romanze, SCG/F 2004Der Balkankrieg kann auch lustig sein
Wenn Emir Kusturica einen Film über den Balkankrieg macht, stehen mit Sicherheit nicht Massaker und Vertreibungen im Mittelpunkt. Der Meister der Groteske und des melancholischen Humors erzählt mit unzähligen optischen und szenischen Einfällen die Geschichte des Belgrader Ingenieurs Luka, der vom Krieg überrascht wird.
Im Bosnien des Jahres 1992 ziehen politische Gewitterwolken auf. Aber der Belgrader Ingenieur Luka will sich nicht damit beschäftigen, sondern mit seinem Projekt einer touristisch attraktiven Eisenbahnverbindung zwischen Bosnien und Serbien. Luka selbst arbeitet verbissen daran in einem bosnischen Grenzort, wo auch seine Frau Jadranka, eine frustrierte Opernsängerin, und sein auf eine Karriere als Fussballprofi hoffender Sohn Milos leben. Der Krieg, der bald ausbricht, wird ganz neue Perspektiven für alle drei schaffen.
Nur ein Regisseur wie Kusturica bringt ein so lebenspralles Menschenpanorama auf die Leinwand. Bei ihm ist auch der Krieg noch ein opulenter Kinostoff, garniert von einer versöhnlichen Liebesgeschichte zwischen dem Serben Luka, dem die Frau mit einem feurigen ungarischen Musiker wegläuft, und einer schönen blonden Bosnierin, die so gar nicht den hinlänglichen Vorstellungen von einer muslimischen Frau entspricht.
Aber, und das zeigt Kusturica nicht zum ersten Mal, im Völker- und Religionengemisch des verblichenen Jugoslawiens ist vieles anders als im vergleichsweise ethnisch wohlgeordneten nördlicheren Europa. Aus dem Zusammenprall hitzköpfiger Mentalitäten schlägt der Regisseur dramaturgische Funken, die seine Filme so temperamentvoll unterhaltsam machen. Und er macht Lust, einmal in solch wunderschöne Landstriche zu fahren, in denen solch wundersame Menschen leben.
In TV und Kino finden: Slavko Stimac, Natasa Solak, Vesna Trivalic, Emir Kusturica